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Mercurius solubilis Hahnemanni - Kasuistik

Mercurius solubilis Hahnemanni -
3 Kasuistiken von Reinhard Flick

Meine bisherigen Erfahrungen mit dem Thema Merkur, bringen mich zu dem Schluss, dass dieses Mittel einerseits nach außen hin ein sehr wechselhaftes Gesicht hat, darunter aber, in der Tiefe sehr klare und deutliche Strukturen aufzeigt. Diese manifestieren sich auf der Ebene der Träume am deutlichsten. Diese Ebene kann daher als sehr verlässliche Hilfe zur Verschreibung von Merkur angesehen werden.

 

Die Ebene der Träume bei Mercurius solubilis

In den letzten drei Jahren hatte ich die Gelegenheit, bei drei Patienten, die mit völlig unterschiedlichen Beschwerden zu mir kamen und im Charakterbild und Auftreten kaum Ähnlichkeiten erkennen ließen, die Ebene der Träume als die entscheidende Gemeinsamkeit zu erkennen. Bei allen dreien dachte ich vorerst ganz stark an eine jeweils andere Arznei, die ich auch mit fehlendem oder sehr geringen Erfolg verordnete. Bei zweien führten mich dann die markanten Träume zu Merkur, auch bei der dritten Patientin waren die gleichen Traumthemen vorhanden. Ich möchte vorerst die Patienten einzeln vorstellen, mit ihren unterschiedlichen Beschwerden und wie ich sie erlebte.

 

Patient 1, männlich, 29 Jahre alt, kam im Dezember 1990 erstmals in meine Praxis. Er litt unter Schlafstörungen und nächtlichen Angstzuständen. Er hatte Einschlafschwierigkeiten, er-wachte auch ständig wieder. Unter diesen Ängsten litt er vorallem allein im Dunkeln. Er hatte dann das Gefühl „irgend etwas Böses ist da". Auch seine Träume waren angsterfüllt. Oft erwachte er voller Angst, wie aufgeschreckt, zitternd, mußte Licht aufdrehen und hatte das Gefühl „das Böse sucht ihn heim". Erstmals traten die Schlafbeschwerden auf, als er Anfang der Achtziger Jahre von der panischen Angst erfaßt wurde, an Aids erkrankt zu sein.

Außerdem massives Nägelbeißen. Bis zur Pubertät litt er an Enuresis. Er ist gerne in Gesellschaft, fröhlich, macht jeden Spaß mit, kann andere unterhalten. Er wirkt freundlich, offen und sympathisch. Er beginnt viele Dinge, führt aber wenig erfolgreich zu Ende (etwa sein Studium). Er ist homosexuell, hat starkes sexuelles Verlangen. Aggressionen kann er schwer äußern, Konflikten weicht er lieber aus. Essensmodalitäten: Verlangen nach Gemüse, Milch, Salz und Fisch, Abneigung gegen Fett und Butter.

Sowohl sein Auftreten - diese angenehme offene Art - als auch einige seiner Symptome lassen mich ganz stark an Phosphor denken. Ich verordne Phosphor im LM XVIII, XXIV, XXX, M und XM über einen Zeitraum von einen halben Jahr. Er fühlt sich ganz wohl damit, doch die Ängste und Schlafstörungen bleiben. Auch Macinella D200 und Stramonium D200 bringen keinerlei Ergebnis. Unter den Phosphorgaben werden seine Träume noch klarer und markanter.

Bei ihm tauchen immer wieder drei große Themenbereiche auf:

Aggression und Kriminalität:
Mehrmals ist er Mitglied von Banden, die kriminelle Handlungen ausführen. So nimmt er etwa an einer schwarzen Messe teil, muss dabei ein Ritual mitmachen und ist dabei von Angst erfüllt. Oder er ist Mitglied einer Mafiabande - es wird dabei viel gemordet, gibt Kämpfe und Auseinandersetzungen. Wiederholt träumt er, sich im Haus seiner Eltern aufzuhalten. Dabei hat er Angst, das schwarze Panther oder „unangenehme Typen" bei der Tür hereinkommen. Er fühlt sich bedroht, hält die Türe zu, draußen knurrt es.

Am deutlichsten kommt dieses Thema von Aggression und Bedrohung in folgenden Traum zum Ausdruck, der mich schließlich zu Merkur führte: Er sieht eine Jugendbande - sie sind gewalttätig und gehen brutal gegeneinander und gegen andere vor. Er hat Angst davor, hält etwas Abstand und beobachtet das Ganze. Dabei muss er miterleben, wie alle Mitglieder dieser Bande nun einen kollektiven Selbstmord begehen, indem sie auf Bäume klettern und von diesen in die Tiefe springen. Er erwacht entsetzt.

Verlassenwerden:
Immer wieder der genau gleiche Ablauf: Er wird verlassen, von seiner Mutter, von seinem Zwillingsbruder, von Freunden und er erwacht weinend. Auch träumt er vom Tod seiner Mutter, von anderen Trennungen.

Unfälle:
So stürzt etwa neben ihm ein Lastwagen ab und explodiert. Ein Mann ist darin eingeklemmt, er holt ihn heraus. Der Mann ist schwer verletzt, teilweise verkohlt. Ein andermal sitzt er in einem Auto, das von einem Behinderten gelenkt wird. Es kommt zum Unfall, wobei er als einziger stirbt. Er trauert und weint über sich, fühlt sich wie ein herrenloser Hund, dessen Herr gestorben ist.

Da er während dieser Zeit, in der diese Träume auftraten, auch ein Jahr lang eine von mir geleitete Selbsterfahrungsgruppe besuchte, konnte ich im Rahmen dieser Gruppe seine Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt mitverfolgen. So stehen etwa im zentralen Traum in der Aufbearbeitung nach den Prinzipien der Gestalttherapie die Mitglieder der Jugendbande nicht für einen aggressiven Anteil, sondern für eine entschlossenen, konsequenten und einsatzfreudigen Persönlichkeitsanteil. Diese konfrontative, konfliktfreudige Seite fehlte ihm im täglichen Leben. Er konnte sie nur in der Traumebene leben. Daraus erklärte sich die gewisse Faszination, die er neben der Angst beim Beobachten der Bande verspürte.

Nach der Gabe von Merkur M im August 1992 begann sich sein Umgang mit dem Thema Angst in den Träumen drastisch zu ändern. Anfangs hatte er weiterhin Träume mit massiver Bedrohung, wurde aber nicht mehr von blinder Angst erfaßt, sonder begann sich in den Träumen der Herausforderung zu stellen. Indem er dies tat, begann die Angst allmählich zu verschwinden. Daraufhin verschwanden auch die Angstträume. Auch wenn er jetzt allein im Dunkeln ist, verspürt er keine Angst mehr. Eine Zeitlang experimentierte er auch mit diesem Thema, in dem er z. B. nachts, wenn er auf dem Heimweg war, allein durch den Park ging, um herauszubekommen, ob er dabei wieder Angst verspürte. Dabei stellte er immer wieder fest, daß ihm diese Situation nun nichts mehr ausmachte.

Eine Gabe Merkur M reichte aus, daß diese Traumebene von Angst, Aggression und Kriminalität sich völlig auflöste. Diese Art Träume sind bis heute verschwunden. Das Nägelbeissen besteht weiter. Der Schlaf ist noch immer etwas gestört; das beeinträchtigt ihn aber wesentlich weniger als früher (das mag auch durch die ständigen Nachtdienste - er ist Betreuer von Behinderten - bedingt sein).

 

Patient 2, weiblich, 26 Jahre alt, kommt im November 92 zu mir. Grund für ihren Besuch sind hauptsächlich psychische Probleme, bei denen sie sich durch die homöopathische Behandlung Erleichterung erhofft. Sie möchte egoistischer werden, nicht soviel Mitleid mit armen Menschen haben. So geht ihr etwa ihr derzeitiger Freund total auf die Nerven. Sie schafft es aber nicht, ihm den Laufpaß zu geben, da er ihr dann so leid täte, und sie sicher Schuldgefühle bekäme. Auch für ihre Brüder, die das weidlich ausnützen, macht sie immer mehr, als sie eigentlich möchte. So wäre es für sie eine ganz schlimme Vorstellung, ihre Mutter könnte sterben, denn dann müsste sie ja ihre Brüder versorgen.

Sie ist sehr perfektionistisch. So will sie sich etwa alles merken, z.B. was jemand anhatte oder was jemand sagte, damit man sie nie mehr anlügen kann (misstrauisch!). Das gibt ihr einen gewissen Überblick, und man kann sie dann nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen. Sie ist sehr gewissenhaft in Kleinigkeiten. Wenn sie etwas putzt, muss das ganz genau sein. Auch die Sachen müssen alle gerade liegen. Ist das nicht der Fall, hält sie es nicht aus (Geradericht-zwang). Bei Zimmerpflanzen ist es ihr unerträglich, welkwerdende Blätter abtrocknen zu sehen. Sie muss sie sofort wegschneiden.

In ihrer Art zu kommunizieren hat sie zwei sehr gegensätzliche Seiten. Einerseits ist sie sehr gerade und direkt, beobachtet andere kritisch und kann mit ihren Bemerkungen öfters verletzend sein. Sie bemerkt das aber meist selbst nicht und meint es auch gar nicht so, wie es bei den Mitmenschen oft ankommt. Bei Dingen, die sie bei anderen stören, fällt es ihr im Gegensatz äußerst schwer, dies demjenigen mitzuteilen. Sie beschwert sich bei dritten Personen darüber, ist aber nicht in der Lage ihren Unmut direkt zu äußern. Sie hat da Angst, dies könne Folgen haben, die man nicht mehr rückgängig machen könne.

Sie bezeichnet sich als Eigenbrötler, unfähig für eine Beziehung, weil sie keine Rücksichten mehr nehmen und keine Fragen beantworten will. Lügen hält sie für viel zu anstrengend, weil man dann dauernd aufpassen muss, was man früher gesagt hat. Deswegen bleibt sie lieber bei der Wahrheit und bemüht sich ehrlich zu sein. Sehr auffällig ist ihre Tendenz, sich vor anderen zu ekeln. Wenn sie vom Glas eines anderen trinkt, achtet sie ganz genau darauf, die unbenutzte Seite zu verwenden. Mit dem Besteck eines anderen etwas zu kosten, würde sie vor Ekel nie aushalten. Auch Küsse findet sie ganz grässlich! Über Ungerechtigkeiten kann sie sich sehr aufregen. Sie stellt sich gern auf die Seite des Schwächeren und verteidigt andere. Ihren Ärger zeigt sie relativ wenig. Direkten Konfrontationen weicht sie aus. Wenn sie jemand sehr gekränkt hat, bricht sie ohne Streit oder Aussprache den Kontakt ab. An Ängsten fällt vor allem eine nächtliche Furcht vor Einbrechern auf.

Bei Männern ist sie äußerst anspruchsvoll. Jeder hat irgend etwas, was ihr nicht gefällt. Daher klappt es auch in ihren Beziehungen meist nicht. Es kommt immer wieder zu schnellen Trennungen. Sie reist sehr gerne. Das gibt ihr ein Gefühl von Unendlichkeit, sie könnte ewig fahren. Sie hat ein spezielles Hobby, dem sie sehr viel Zeit widmet: das Klettern. Dabei gefällt ihr der Reiz des Gefährlichen, das immer auf sich selbst Angewiesen Sein. Wenn sie mal versagt, dann sei sie eben selber schuld.

An körperlichen Symptomen fällt eine langsame Wundheilung auf, sowie eine Tendenz zu Eiterungen, wie etwa eine Reihe wurzelbehandelter Zähne. Sie ist frostig, liebt die Hitze und die Sonne, mag kaltes und vor allem feuchtkaltes Wetter nicht. Bei den Nahrungsmittelverlangen ist ein starkes Verlangen nach Butter sowie Salz auffällig, weiters eine Abneigung gegen Fett und Milch. Es besteht die Neigung zu Obstipation und harten Stühlen. Sie schläft auf der linken Seite. Menses relativ unauffällig, jedoch gibt es einen ständigen Fluor, der sein Aussehen und seine Konsistenz dauernd ändert.

Das zwanghafte Verhalten, die anspruchsvolle Art gegenüber sich und anderen, die Furcht im Dunkeln und vor Einbrechern, die überkritische Art, der Ekel, ..... führen mich zu Arsen. Ich verordne Arsen M, obwohl die Angst allein und die Unruhe fehlen. Auf Arsen ändert sich recht wenig. Die Zwanghaftigkeit wird etwas besser.

Auch bei dieser Patientin weisen die Träume den Weg zur Arznei. Ihre Träume sind sehr lebhaft, oft schwer von der Realität zu unterscheiden. Immer wieder kommt sie in Gefahr ermordet zu werden. Sie flieht, kommt aber gerade noch davon. Öfters wird sie von Farben aufgefressen. Vorallem die Farbe Weiß bringt sie um. Leichen und Leichenteile, teilweise abgeschnitten oder verstümmelt kommen immer wieder vor. Auch Kämpfe unter Wasser finden statt. Immer wieder Träume von Mord und Folter.

Einige Beispiele:
Ein Japaner verfolgt einen Chinesen in eine Tiefgarage. Oben sitzt ein kleiner Bub, der sagt: „Jetzt wirst du sterben!" Eine Frau kommt mit einer Torte, auf der der Kopf des Chinesen aus Marzipan geformt liegt. Sie schneidet den Kopf mit einem Messer durch, worauf der Chinese in der Tiefgarage tot umfällt. Die Patientin beobachtet dieses Geschehen angstvoll.

Ein kleines Kind krabbelt am Rand eines Schwimmbeckens und fällt hinein. die Patientin springt nach, kann es aber nicht finden. Sie geht heim und erzählt ihren Bruder von dem Vorfall. Darauf bringt er ihr das Kind: es ist halb gefroren, da es am Balkon im Schnee lag.

Die vorherrschenden Gefühle in den Träumen sind entweder Angst oder eine gewisse Gleichgültigkeit.

Ein Motiv, das in ihren Träumen immer wieder auftaucht, ist das Verlassenwerden. Meistens läßt ein Freund oder Geliebter sie im Stich und geht mit einer anderen Frau weg. Diese Träume bestehen auch nach der Merkurgabe weiter.

Im Dezember 93 verordne ich Merkur M. Daraufhin kommt es zu vielfältigen Veränderungen in ihrer Psyche. Der Ekel hört auf: es macht ihr nichts mehr aus, von fremden Tellern zu essen oder von fremden Gläsern zu trinken. Es macht sogar Spaß das immer wieder auszuprobieren. Auch der Putz- und Geraderichtzwang vergehen größtenteils. Sie wird viel schlampiger und genießt das auch. Die welken Blätter dürfen jetzt auf der Pflanze drauf bleiben, bis sie ganz abgetrocknet sind.

Auch die Träume verändern ihren Charakter. Das Thema Mord und Bedrohung verschwindet. Das Leichenthema taucht nach der Gabe von Merkur in einer entspannten Version nochmals in einem Traum auf:

Sie sieht drei Leichen von sich selbst in verschiedenen Verwesungszuständen. Es ist lustig für sie, wie wenn sie diese 3 Leichname hegen und pflegen würde. Ihre einzige Angst dabei: dass die Leichen ihr den Boden antropfen könnten.

Die besagten Veränderungen halten an (bis zum Herbst 1994), ohne dass eine Wiederholung der Gabe notwendig gewesen wäre. Etwa 3 Monate nach der Gabe folgt eine Phase mit Hitzegefühlen, heißen Handflächen, viel geruchlosen Schweiß, sogar auf der Oberlippe. Gelegentlich hat sie auch eiskalte Hände bzw. einen kalten Po im Bett. Sie fühlt sich auch unruhiger und angespannt vor bevorstehenden Ereignissen. Argentum nitricum D 200 ändert nichts daran, stört aber auch die Merkur-Wirkung nicht. Die Zeiten mit starkem Schweiß und Hitzegefühl hatte sie auch früher schon. Sie normalisieren sich von selbst nach einer gewissen Zeit wieder, der Wechsel von heißen und kalten Händen bleibt weiterhin.

Im September 1994 wird Merkur wegen des Auftretens einer polymorphen Lichtdermatose wiederholt. Die psychischen Wirkungen der Arznei haben eine dauerhafte Veränderung hervorgebracht, die auch zu einer festen Beziehung seit Herbst letzten Jahres führten, die bis heute anhält. Sie ist jetzt auch in der Lage, Schattenseiten eines Partners zu ertragen, ohne die Beziehung bei den ersten auftretenden Unannehmlichkeiten abzubrechen.

 

Patient 3, weiblich, 30 Jahre alt, sucht mich im November 1993 erstmals auf. Sie leidet seit 1,5 Jahren unter Hautproblemen. Vorallem auf der rechten Hand ist die Haut sehr trocken, schuppt und brennt. Die Fingerspitzen springen immer wieder auf und bleiben länger offen. Hauptlokalisationen sind Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger, sowie der Daumenballen. Da sie in einem Bioladen arbeitet, liegt die Vermutung nach einem Kontaktekzem nahe. Ein weiteres Hautproblem ist die seit Jahren bestehende Psoriasis, die sie zu diesem Zeitpunkt nur mehr auf der Kopfhaut hat. Die ursprünglich stärkere Ausbreitung wurde durch eine UV-Bestrahlungstherapie auskuriert.

In ihrem Auftreten ist sie direkt, gerade und ehrlich. Sie wirkt lebhaft und spontan. Sie wird leicht zornig, drückt diesen Zorn auch aus. Auf Kritik ist sie sehr empfindlich, sie reagiert „sauer" darauf. Sehr auffällig ist ihre übergroße Tierliebe. Sie hat nicht nur einige Katzen zu Hause, denen alles erlaubt ist, sondern ist auch seit Jahren aus ethischen Gründen Vegetarierin. Sie hat sich aktiv in einem Verein für Tierschutz engagiert. Dabei kam auch ihre militante, fanatische Seite zum Vorschein. Als die Kampagne gegen das Tragen von Pelzen lief, war sie aktiv mit von der Partie. Sie hat zwar niemanden angesprüht, aber ordentlich die Meinung gesagt hat sie den Leuten schon.

Auf Unrecht reagiert sie wütend. Frauen gegenüber wird sie in solchen Situationen aufmüpfig, bei Männern läßt sie es sich gefallen. Vor ihrem Vater hatte sie Angst. Sie bekam oft Ohrfeigen von ihm, mußte still sein. Daher fällt es ihr heute schwerer sich gegen Männer durchzusetzen.

Ihr traumatischstes Erlebnis war eine Vergewaltigung durch ihren damaligen Freund. Als sie Schluß machen wollte, kam es dazu. Seither hat sie Angst vor Männern. Auch heute noch reagiert sie aufgebracht und aggressiv, wenn sie daran denkt oder darüber spricht.

Sie ist sehr kälteempfindlich, Hitze und Sonnenbestrahlung mag sie sehr gern. Der Schweiß ist unauffällig, kein Speichelfluß nachts. Verlangen nach Mehlspeisen, Käse und viel Kaffee, wenig Durst. Eine Woche vor der Menses ist sie ziemlich reizbar. Die Zähne sind schlecht, einige Wurzelbehandlungen.

Auch in ihren Träumen taucht das Thema Mord und Leichen auf. Öfters schaut sie bei einem Mord zu (sie sieht gerne Krimis!) oder sie hilft beim Wegschaffen von Leichen. Ein Beispiel: Ihr Vater hat zuhause einen Nachbarn umgebracht. In einem Suppentopf schwimmen blutige Hände.

Aufgrund der fanatischen Ader, des militanten Eintretens für die Tiere, der Direktheit, der Empfindlichkeit gegenüber Ungerechtigkeiten, der Vergewaltigungssituation und des trockenen Ekzems dachte ich an Causticum. Causticum D6 und in der Folge D 12 brachten zwar eine wesentliche Verbesserung des Ekzems, doch keinen durchschlagenden Erfolg. Nach Merkur M im Jänner 94 kam es fast 4 Wochen lang zu einer massiven Verschlimmerung. Die Finger platzten wieder auf. Nach etwa einem Monat begann das Ekzem abzuheilen. Anfangs war die Haut weiterhin trocken und schuppte etwas. Dann fast vollständige Abheilung. Die Psoriasis der Kopfhaut verging zur Gänze. Die Träume veränderten sich: die Mordgelüste verschwanden, auch die Angst wurde weniger. Sie träumt jetzt mehr von ihren Eltern. Auch allgemein fühlte sie sich ruhiger und ausgeglichener, es ist ihr mehr egal, sie regt sich weniger auf. Merkur M wurde nach 3 Monaten wiederholt, nach insgesamt 5 Monaten kam es zu einem Rückfall: auf Merkur XM heilte die Haut innerhalb einer Woche erneut ab. Bis Sommer 1995 sind 2 bis 3 Gaben Merkur XM pro Jahr nötig, um die Haut stabil zu halten.

 

Faßt man die Träume aller drei Patienten zusammen, so kommt man zu folgenden Bereichen:

  • Mord und Kriminalität: Aggression, Kämpfe, Gewalt gegen andere, Verfolgung und Angst ermordet zu werden
  • Leichen: in den verschiedensten Zusammenhängen, teilweise auch verstümmelt
  • Unfälle: Autounfälle, Abstürze, Stürze ins Wasser, Tod durch Unfall
  • Verlassenwerden: dabei intensive Trauer und Verzweiflung

 

Verwendete Rubriken:

Bei 3 Patienten: Dreams of murder, dead bodies

Bei 2 Patienten: Dreams of quarrels, fights, mutilation, forsaken feeling

Bei je 1 Patienten: Dreams of being murderd, crime, criminals, being pursued, accidents, falling into water

In folgenden Rubriken fehlt Merkur: Dreams of crime, accidents, fights, being pursued, fleeing

 

Im Verhalten wiesen die beiden Frauen gewisse Ähnlichkeiten auf: sie sind auf der einen Seite direkt, offen und undiplomatisch. Sie haben anderen gegenüber eine sehr kritische Art, können aber bestimmte persönliche Dinge, die sie an anderen stören, schwer äußern. Über Unrecht können sie sich sehr aufregen, die bekannte Reiselust ist nur bei einer Patientin vorhanden. Auf der Ebene der Allgemeinsymptome fällt auf, daß die beschriebene Überempfindlichkeit sowohl gegen Hitze als auch gegen Kälte bei allen dreien fehlt. Alle drei lieben Hitze und direkte Sonnenbestrahlung, sie sind aber auf Kälte mehr oder weniger empfindlich. Schweißprobleme hatte nur eine der Patientinnen, dabei den Wechsel zwischen heiß und kalt. Die anderen beiden schwitzen eher wenig. Nächtlicher Speichelfluß tritt auch nur bei der 2. Patientin gelegentlich auf. Der männliche Patient hatte außer auf der Traumebene kaum Gemeinsamkeiten mit den beiden Patientinnen.

 

Zum Abschluß ein Vorschlag für einige Rubriken, in denen Merkur (bei weiterer Bestätigung) nachgetragen werden könnte: indignation (2 Patienten), abrupt (2 Patienten), sympathy (3 Patienten), cares for others (2 Patienten), sympathy towards animals (1 Patient)

 

Summary

This article presents the cases of three very different persons - different in their symptomatology, their character, their way to behave and to present themselves - but they all needed Mercurius solubilis and reacted well to it. They had one similar layer, where they seemed really close to each other: the sphere of the dreams. A special mixture of criminal activities, murder, dead bodies, deadly accidents were common together with an emotional state combined of fear and a feeling of being forsaken.

KEY-WORDS: The State of Dreams in Mercurius solubilis

 

Literaturverzeichnis

ALFONS GEUKENS: „Homöopathische Praxis" Teil 3. VZW Centrum voor Homoeopathie, Hechtel/Belgien, 1991, erhältlich im U. Burgdorf Verlag

MISHA NORLAND: „Saddam Hussein and Mercurius" in „Homoeopathic Links" 3/91

RADAR Computer Software: Synthesis 4.0. Archibel Medical Software, 73 Rue de Pourrain, 5330 Assesse/Belgien, 1993

TINUS SMITS: „Practical Materia Medica for the Consulting Room". Eigenverlag, Vincent van Goghlaan 6, 5581 Jm Waalre/Holland, 1993

HORST BARTHEL: Synthetisches Repertorium Bd. 1, 3. Auflage, Haug Verlag, Heidelberg 1987

JULIUS MEZGER: „Gesichtete homöopathische Arzneimittellehre", Band 2, Haug Verlag, Heidelberg 1988

 

Der Autor: Reinhard Flick wurde 1954 in Österreich geboren und startete 1985 seine Privatordination in Wien. Schon in der Studienzeit begann er sich für Komplementärmedizin zu interessieren. Auch in seiner Praxis setzte er deshalb die Schwerpunkte darauf den ganzen Menschen mit den Methoden Homöopathie, Akupunktur und Mayr-Kuren zu behandeln. Flick wurde bekannt durch zahlreiche Publikationen in homöopathischen Journalen im In- und Ausland.