Mercurius solubilis Hahnemanni - Kasuistik
Meine bisherigen Erfahrungen mit dem Thema Merkur, bringen mich zu dem Schluss, dass dieses Mittel einerseits nach auĂen hin ein sehr wechselhaftes Gesicht hat, darunter aber, in der Tiefe sehr klare und deutliche Strukturen aufzeigt. Diese manifestieren sich auf der Ebene der TrĂ€ume am deutlichsten. Diese Ebene kann daher als sehr verlĂ€ssliche Hilfe zur Verschreibung von Merkur angesehen werden.
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Die Ebene der TrÀume bei Mercurius solubilis
In den letzten drei Jahren hatte ich die Gelegenheit, bei drei Patienten, die mit völlig unterschiedlichen Beschwerden zu mir kamen und im Charakterbild und Auftreten kaum Ăhnlichkeiten erkennen lieĂen, die Ebene der TrĂ€ume als die entscheidende Gemeinsamkeit zu erkennen. Bei allen dreien dachte ich vorerst ganz stark an eine jeweils andere Arznei, die ich auch mit fehlendem oder sehr geringen Erfolg verordnete. Bei zweien fĂŒhrten mich dann die markanten TrĂ€ume zu Merkur, auch bei der dritten Patientin waren die gleichen Traumthemen vorhanden. Ich möchte vorerst die Patienten einzeln vorstellen, mit ihren unterschiedlichen Beschwerden und wie ich sie erlebte.
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Patient 1, mĂ€nnlich, 29 Jahre alt, kam im Dezember 1990 erstmals in meine Praxis. Er litt unter Schlafstörungen und nĂ€chtlichen AngstzustĂ€nden. Er hatte Einschlafschwierigkeiten, er-wachte auch stĂ€ndig wieder. Unter diesen Ăngsten litt er vorallem allein im Dunkeln. Er hatte dann das GefĂŒhl âirgend etwas Böses ist da". Auch seine TrĂ€ume waren angsterfĂŒllt. Oft erwachte er voller Angst, wie aufgeschreckt, zitternd, muĂte Licht aufdrehen und hatte das GefĂŒhl âdas Böse sucht ihn heim". Erstmals traten die Schlafbeschwerden auf, als er Anfang der Achtziger Jahre von der panischen Angst erfaĂt wurde, an Aids erkrankt zu sein.
AuĂerdem massives NĂ€gelbeiĂen. Bis zur PubertĂ€t litt er an Enuresis. Er ist gerne in Gesellschaft, fröhlich, macht jeden SpaĂ mit, kann andere unterhalten. Er wirkt freundlich, offen und sympathisch. Er beginnt viele Dinge, fĂŒhrt aber wenig erfolgreich zu Ende (etwa sein Studium). Er ist homosexuell, hat starkes sexuelles Verlangen. Aggressionen kann er schwer Ă€uĂern, Konflikten weicht er lieber aus. EssensmodalitĂ€ten: Verlangen nach GemĂŒse, Milch, Salz und Fisch, Abneigung gegen Fett und Butter.
Sowohl sein Auftreten - diese angenehme offene Art - als auch einige seiner Symptome lassen mich ganz stark an Phosphor denken. Ich verordne Phosphor im LM XVIII, XXIV, XXX, M und XM ĂŒber einen Zeitraum von einen halben Jahr. Er fĂŒhlt sich ganz wohl damit, doch die Ăngste und Schlafstörungen bleiben. Auch Macinella D200 und Stramonium D200 bringen keinerlei Ergebnis. Unter den Phosphorgaben werden seine TrĂ€ume noch klarer und markanter.
Bei ihm tauchen immer wieder drei groĂe Themenbereiche auf:
Aggression und KriminalitÀt:
Mehrmals ist er Mitglied von Banden, die kriminelle Handlungen ausfĂŒhren. So nimmt er etwa an einer schwarzen Messe teil, muss dabei ein Ritual mitmachen und ist dabei von Angst erfĂŒllt. Oder er ist Mitglied einer Mafiabande - es wird dabei viel gemordet, gibt KĂ€mpfe und Auseinandersetzungen. Wiederholt trĂ€umt er, sich im Haus seiner Eltern aufzuhalten. Dabei hat er Angst, das schwarze Panther oder âunangenehme Typen" bei der TĂŒr hereinkommen. Er fĂŒhlt sich bedroht, hĂ€lt die TĂŒre zu, drauĂen knurrt es.
Am deutlichsten kommt dieses Thema von Aggression und Bedrohung in folgenden Traum zum Ausdruck, der mich schlieĂlich zu Merkur fĂŒhrte: Er sieht eine Jugendbande - sie sind gewalttĂ€tig und gehen brutal gegeneinander und gegen andere vor. Er hat Angst davor, hĂ€lt etwas Abstand und beobachtet das Ganze. Dabei muss er miterleben, wie alle Mitglieder dieser Bande nun einen kollektiven Selbstmord begehen, indem sie auf BĂ€ume klettern und von diesen in die Tiefe springen. Er erwacht entsetzt.
Verlassenwerden:
Immer wieder der genau gleiche Ablauf: Er wird verlassen, von seiner Mutter, von seinem Zwillingsbruder, von Freunden und er erwacht weinend. Auch trÀumt er vom Tod seiner Mutter, von anderen Trennungen.
UnfÀlle:
So stĂŒrzt etwa neben ihm ein Lastwagen ab und explodiert. Ein Mann ist darin eingeklemmt, er holt ihn heraus. Der Mann ist schwer verletzt, teilweise verkohlt. Ein andermal sitzt er in einem Auto, das von einem Behinderten gelenkt wird. Es kommt zum Unfall, wobei er als einziger stirbt. Er trauert und weint ĂŒber sich, fĂŒhlt sich wie ein herrenloser Hund, dessen Herr gestorben ist.
Da er wĂ€hrend dieser Zeit, in der diese TrĂ€ume auftraten, auch ein Jahr lang eine von mir geleitete Selbsterfahrungsgruppe besuchte, konnte ich im Rahmen dieser Gruppe seine Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt mitverfolgen. So stehen etwa im zentralen Traum in der Aufbearbeitung nach den Prinzipien der Gestalttherapie die Mitglieder der Jugendbande nicht fĂŒr einen aggressiven Anteil, sondern fĂŒr eine entschlossenen, konsequenten und einsatzfreudigen Persönlichkeitsanteil. Diese konfrontative, konfliktfreudige Seite fehlte ihm im tĂ€glichen Leben. Er konnte sie nur in der Traumebene leben. Daraus erklĂ€rte sich die gewisse Faszination, die er neben der Angst beim Beobachten der Bande verspĂŒrte.
Nach der Gabe von Merkur M im August 1992 begann sich sein Umgang mit dem Thema Angst in den TrĂ€umen drastisch zu Ă€ndern. Anfangs hatte er weiterhin TrĂ€ume mit massiver Bedrohung, wurde aber nicht mehr von blinder Angst erfaĂt, sonder begann sich in den TrĂ€umen der Herausforderung zu stellen. Indem er dies tat, begann die Angst allmĂ€hlich zu verschwinden. Daraufhin verschwanden auch die AngsttrĂ€ume. Auch wenn er jetzt allein im Dunkeln ist, verspĂŒrt er keine Angst mehr. Eine Zeitlang experimentierte er auch mit diesem Thema, in dem er z. B. nachts, wenn er auf dem Heimweg war, allein durch den Park ging, um herauszubekommen, ob er dabei wieder Angst verspĂŒrte. Dabei stellte er immer wieder fest, daĂ ihm diese Situation nun nichts mehr ausmachte.
Eine Gabe Merkur M reichte aus, daĂ diese Traumebene von Angst, Aggression und KriminalitĂ€t sich völlig auflöste. Diese Art TrĂ€ume sind bis heute verschwunden. Das NĂ€gelbeissen besteht weiter. Der Schlaf ist noch immer etwas gestört; das beeintrĂ€chtigt ihn aber wesentlich weniger als frĂŒher (das mag auch durch die stĂ€ndigen Nachtdienste - er ist Betreuer von Behinderten - bedingt sein).
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Patient 2, weiblich, 26 Jahre alt, kommt im November 92 zu mir. Grund fĂŒr ihren Besuch sind hauptsĂ€chlich psychische Probleme, bei denen sie sich durch die homöopathische Behandlung Erleichterung erhofft. Sie möchte egoistischer werden, nicht soviel Mitleid mit armen Menschen haben. So geht ihr etwa ihr derzeitiger Freund total auf die Nerven. Sie schafft es aber nicht, ihm den LaufpaĂ zu geben, da er ihr dann so leid tĂ€te, und sie sicher SchuldgefĂŒhle bekĂ€me. Auch fĂŒr ihre BrĂŒder, die das weidlich ausnĂŒtzen, macht sie immer mehr, als sie eigentlich möchte. So wĂ€re es fĂŒr sie eine ganz schlimme Vorstellung, ihre Mutter könnte sterben, denn dann mĂŒsste sie ja ihre BrĂŒder versorgen.
Sie ist sehr perfektionistisch. So will sie sich etwa alles merken, z.B. was jemand anhatte oder was jemand sagte, damit man sie nie mehr anlĂŒgen kann (misstrauisch!). Das gibt ihr einen gewissen Ăberblick, und man kann sie dann nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen. Sie ist sehr gewissenhaft in Kleinigkeiten. Wenn sie etwas putzt, muss das ganz genau sein. Auch die Sachen mĂŒssen alle gerade liegen. Ist das nicht der Fall, hĂ€lt sie es nicht aus (Geradericht-zwang). Bei Zimmerpflanzen ist es ihr unertrĂ€glich, welkwerdende BlĂ€tter abtrocknen zu sehen. Sie muss sie sofort wegschneiden.
In ihrer Art zu kommunizieren hat sie zwei sehr gegensĂ€tzliche Seiten. Einerseits ist sie sehr gerade und direkt, beobachtet andere kritisch und kann mit ihren Bemerkungen öfters verletzend sein. Sie bemerkt das aber meist selbst nicht und meint es auch gar nicht so, wie es bei den Mitmenschen oft ankommt. Bei Dingen, die sie bei anderen stören, fĂ€llt es ihr im Gegensatz Ă€uĂerst schwer, dies demjenigen mitzuteilen. Sie beschwert sich bei dritten Personen darĂŒber, ist aber nicht in der Lage ihren Unmut direkt zu Ă€uĂern. Sie hat da Angst, dies könne Folgen haben, die man nicht mehr rĂŒckgĂ€ngig machen könne.
Sie bezeichnet sich als Eigenbrötler, unfĂ€hig fĂŒr eine Beziehung, weil sie keine RĂŒcksichten mehr nehmen und keine Fragen beantworten will. LĂŒgen hĂ€lt sie fĂŒr viel zu anstrengend, weil man dann dauernd aufpassen muss, was man frĂŒher gesagt hat. Deswegen bleibt sie lieber bei der Wahrheit und bemĂŒht sich ehrlich zu sein. Sehr auffĂ€llig ist ihre Tendenz, sich vor anderen zu ekeln. Wenn sie vom Glas eines anderen trinkt, achtet sie ganz genau darauf, die unbenutzte Seite zu verwenden. Mit dem Besteck eines anderen etwas zu kosten, wĂŒrde sie vor Ekel nie aushalten. Auch KĂŒsse findet sie ganz grĂ€sslich! Ăber Ungerechtigkeiten kann sie sich sehr aufregen. Sie stellt sich gern auf die Seite des SchwĂ€cheren und verteidigt andere. Ihren Ărger zeigt sie relativ wenig. Direkten Konfrontationen weicht sie aus. Wenn sie jemand sehr gekrĂ€nkt hat, bricht sie ohne Streit oder Aussprache den Kontakt ab. An Ăngsten fĂ€llt vor allem eine nĂ€chtliche Furcht vor Einbrechern auf.
Bei MĂ€nnern ist sie Ă€uĂerst anspruchsvoll. Jeder hat irgend etwas, was ihr nicht gefĂ€llt. Daher klappt es auch in ihren Beziehungen meist nicht. Es kommt immer wieder zu schnellen Trennungen. Sie reist sehr gerne. Das gibt ihr ein GefĂŒhl von Unendlichkeit, sie könnte ewig fahren. Sie hat ein spezielles Hobby, dem sie sehr viel Zeit widmet: das Klettern. Dabei gefĂ€llt ihr der Reiz des GefĂ€hrlichen, das immer auf sich selbst Angewiesen Sein. Wenn sie mal versagt, dann sei sie eben selber schuld.
An körperlichen Symptomen fĂ€llt eine langsame Wundheilung auf, sowie eine Tendenz zu Eiterungen, wie etwa eine Reihe wurzelbehandelter ZĂ€hne. Sie ist frostig, liebt die Hitze und die Sonne, mag kaltes und vor allem feuchtkaltes Wetter nicht. Bei den Nahrungsmittelverlangen ist ein starkes Verlangen nach Butter sowie Salz auffĂ€llig, weiters eine Abneigung gegen Fett und Milch. Es besteht die Neigung zu Obstipation und harten StĂŒhlen. Sie schlĂ€ft auf der linken Seite. Menses relativ unauffĂ€llig, jedoch gibt es einen stĂ€ndigen Fluor, der sein Aussehen und seine Konsistenz dauernd Ă€ndert.
Das zwanghafte Verhalten, die anspruchsvolle Art gegenĂŒber sich und anderen, die Furcht im Dunkeln und vor Einbrechern, die ĂŒberkritische Art, der Ekel, ..... fĂŒhren mich zu Arsen. Ich verordne Arsen M, obwohl die Angst allein und die Unruhe fehlen. Auf Arsen Ă€ndert sich recht wenig. Die Zwanghaftigkeit wird etwas besser.
Auch bei dieser Patientin weisen die TrĂ€ume den Weg zur Arznei. Ihre TrĂ€ume sind sehr lebhaft, oft schwer von der RealitĂ€t zu unterscheiden. Immer wieder kommt sie in Gefahr ermordet zu werden. Sie flieht, kommt aber gerade noch davon. Ăfters wird sie von Farben aufgefressen. Vorallem die Farbe WeiĂ bringt sie um. Leichen und Leichenteile, teilweise abgeschnitten oder verstĂŒmmelt kommen immer wieder vor. Auch KĂ€mpfe unter Wasser finden statt. Immer wieder TrĂ€ume von Mord und Folter.
Einige Beispiele:
Ein Japaner verfolgt einen Chinesen in eine Tiefgarage. Oben sitzt ein kleiner Bub, der sagt: âJetzt wirst du sterben!" Eine Frau kommt mit einer Torte, auf der der Kopf des Chinesen aus Marzipan geformt liegt. Sie schneidet den Kopf mit einem Messer durch, worauf der Chinese in der Tiefgarage tot umfĂ€llt. Die Patientin beobachtet dieses Geschehen angstvoll.
Ein kleines Kind krabbelt am Rand eines Schwimmbeckens und fÀllt hinein. die Patientin springt nach, kann es aber nicht finden. Sie geht heim und erzÀhlt ihren Bruder von dem Vorfall. Darauf bringt er ihr das Kind: es ist halb gefroren, da es am Balkon im Schnee lag.
Die vorherrschenden GefĂŒhle in den TrĂ€umen sind entweder Angst oder eine gewisse GleichgĂŒltigkeit.
Ein Motiv, das in ihren TrĂ€umen immer wieder auftaucht, ist das Verlassenwerden. Meistens lĂ€Ăt ein Freund oder Geliebter sie im Stich und geht mit einer anderen Frau weg. Diese TrĂ€ume bestehen auch nach der Merkurgabe weiter.
Im Dezember 93 verordne ich Merkur M. Daraufhin kommt es zu vielfĂ€ltigen VerĂ€nderungen in ihrer Psyche. Der Ekel hört auf: es macht ihr nichts mehr aus, von fremden Tellern zu essen oder von fremden GlĂ€sern zu trinken. Es macht sogar SpaĂ das immer wieder auszuprobieren. Auch der Putz- und Geraderichtzwang vergehen gröĂtenteils. Sie wird viel schlampiger und genieĂt das auch. Die welken BlĂ€tter dĂŒrfen jetzt auf der Pflanze drauf bleiben, bis sie ganz abgetrocknet sind.
Auch die TrÀume verÀndern ihren Charakter. Das Thema Mord und Bedrohung verschwindet. Das Leichenthema taucht nach der Gabe von Merkur in einer entspannten Version nochmals in einem Traum auf:
Sie sieht drei Leichen von sich selbst in verschiedenen VerwesungszustĂ€nden. Es ist lustig fĂŒr sie, wie wenn sie diese 3 Leichname hegen und pflegen wĂŒrde. Ihre einzige Angst dabei: dass die Leichen ihr den Boden antropfen könnten.
Die besagten VerĂ€nderungen halten an (bis zum Herbst 1994), ohne dass eine Wiederholung der Gabe notwendig gewesen wĂ€re. Etwa 3 Monate nach der Gabe folgt eine Phase mit HitzegefĂŒhlen, heiĂen HandflĂ€chen, viel geruchlosen SchweiĂ, sogar auf der Oberlippe. Gelegentlich hat sie auch eiskalte HĂ€nde bzw. einen kalten Po im Bett. Sie fĂŒhlt sich auch unruhiger und angespannt vor bevorstehenden Ereignissen. Argentum nitricum D 200 Ă€ndert nichts daran, stört aber auch die Merkur-Wirkung nicht. Die Zeiten mit starkem SchweiĂ und HitzegefĂŒhl hatte sie auch frĂŒher schon. Sie normalisieren sich von selbst nach einer gewissen Zeit wieder, der Wechsel von heiĂen und kalten HĂ€nden bleibt weiterhin.
Im September 1994 wird Merkur wegen des Auftretens einer polymorphen Lichtdermatose wiederholt. Die psychischen Wirkungen der Arznei haben eine dauerhafte VerĂ€nderung hervorgebracht, die auch zu einer festen Beziehung seit Herbst letzten Jahres fĂŒhrten, die bis heute anhĂ€lt. Sie ist jetzt auch in der Lage, Schattenseiten eines Partners zu ertragen, ohne die Beziehung bei den ersten auftretenden Unannehmlichkeiten abzubrechen.
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Patient 3, weiblich, 30 Jahre alt, sucht mich im November 1993 erstmals auf. Sie leidet seit 1,5 Jahren unter Hautproblemen. Vorallem auf der rechten Hand ist die Haut sehr trocken, schuppt und brennt. Die Fingerspitzen springen immer wieder auf und bleiben lĂ€nger offen. Hauptlokalisationen sind Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger, sowie der Daumenballen. Da sie in einem Bioladen arbeitet, liegt die Vermutung nach einem Kontaktekzem nahe. Ein weiteres Hautproblem ist die seit Jahren bestehende Psoriasis, die sie zu diesem Zeitpunkt nur mehr auf der Kopfhaut hat. Die ursprĂŒnglich stĂ€rkere Ausbreitung wurde durch eine UV-Bestrahlungstherapie auskuriert.
In ihrem Auftreten ist sie direkt, gerade und ehrlich. Sie wirkt lebhaft und spontan. Sie wird leicht zornig, drĂŒckt diesen Zorn auch aus. Auf Kritik ist sie sehr empfindlich, sie reagiert âsauer" darauf. Sehr auffĂ€llig ist ihre ĂŒbergroĂe Tierliebe. Sie hat nicht nur einige Katzen zu Hause, denen alles erlaubt ist, sondern ist auch seit Jahren aus ethischen GrĂŒnden Vegetarierin. Sie hat sich aktiv in einem Verein fĂŒr Tierschutz engagiert. Dabei kam auch ihre militante, fanatische Seite zum Vorschein. Als die Kampagne gegen das Tragen von Pelzen lief, war sie aktiv mit von der Partie. Sie hat zwar niemanden angesprĂŒht, aber ordentlich die Meinung gesagt hat sie den Leuten schon.
Auf Unrecht reagiert sie wĂŒtend. Frauen gegenĂŒber wird sie in solchen Situationen aufmĂŒpfig, bei MĂ€nnern lĂ€Ăt sie es sich gefallen. Vor ihrem Vater hatte sie Angst. Sie bekam oft Ohrfeigen von ihm, muĂte still sein. Daher fĂ€llt es ihr heute schwerer sich gegen MĂ€nner durchzusetzen.
Ihr traumatischstes Erlebnis war eine Vergewaltigung durch ihren damaligen Freund. Als sie SchluĂ machen wollte, kam es dazu. Seither hat sie Angst vor MĂ€nnern. Auch heute noch reagiert sie aufgebracht und aggressiv, wenn sie daran denkt oder darĂŒber spricht.
Sie ist sehr kÀlteempfindlich, Hitze und Sonnenbestrahlung mag sie sehr gern. Der Schweià ist unauffÀllig, kein Speichelfluà nachts. Verlangen nach Mehlspeisen, KÀse und viel Kaffee, wenig Durst. Eine Woche vor der Menses ist sie ziemlich reizbar. Die ZÀhne sind schlecht, einige Wurzelbehandlungen.
Auch in ihren TrĂ€umen taucht das Thema Mord und Leichen auf. Ăfters schaut sie bei einem Mord zu (sie sieht gerne Krimis!) oder sie hilft beim Wegschaffen von Leichen. Ein Beispiel: Ihr Vater hat zuhause einen Nachbarn umgebracht. In einem Suppentopf schwimmen blutige HĂ€nde.
Aufgrund der fanatischen Ader, des militanten Eintretens fĂŒr die Tiere, der Direktheit, der Empfindlichkeit gegenĂŒber Ungerechtigkeiten, der Vergewaltigungssituation und des trockenen Ekzems dachte ich an Causticum. Causticum D6 und in der Folge D 12 brachten zwar eine wesentliche Verbesserung des Ekzems, doch keinen durchschlagenden Erfolg. Nach Merkur M im JĂ€nner 94 kam es fast 4 Wochen lang zu einer massiven Verschlimmerung. Die Finger platzten wieder auf. Nach etwa einem Monat begann das Ekzem abzuheilen. Anfangs war die Haut weiterhin trocken und schuppte etwas. Dann fast vollstĂ€ndige Abheilung. Die Psoriasis der Kopfhaut verging zur GĂ€nze. Die TrĂ€ume verĂ€nderten sich: die MordgelĂŒste verschwanden, auch die Angst wurde weniger. Sie trĂ€umt jetzt mehr von ihren Eltern. Auch allgemein fĂŒhlte sie sich ruhiger und ausgeglichener, es ist ihr mehr egal, sie regt sich weniger auf. Merkur M wurde nach 3 Monaten wiederholt, nach insgesamt 5 Monaten kam es zu einem RĂŒckfall: auf Merkur XM heilte die Haut innerhalb einer Woche erneut ab. Bis Sommer 1995 sind 2 bis 3 Gaben Merkur XM pro Jahr nötig, um die Haut stabil zu halten.
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FaĂt man die TrĂ€ume aller drei Patienten zusammen, so kommt man zu folgenden Bereichen:
- Mord und KriminalitÀt: Aggression, KÀmpfe, Gewalt gegen andere, Verfolgung und Angst ermordet zu werden
- Leichen: in den verschiedensten ZusammenhĂ€ngen, teilweise auch verstĂŒmmelt
- UnfĂ€lle: AutounfĂ€lle, AbstĂŒrze, StĂŒrze ins Wasser, Tod durch Unfall
- Verlassenwerden: dabei intensive Trauer und Verzweiflung
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Verwendete Rubriken:
Bei 3 Patienten: Dreams of murder, dead bodies
Bei 2 Patienten: Dreams of quarrels, fights, mutilation, forsaken feeling
Bei je 1 Patienten: Dreams of being murderd, crime, criminals, being pursued, accidents, falling into water
In folgenden Rubriken fehlt Merkur: Dreams of crime, accidents, fights, being pursued, fleeing
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Im Verhalten wiesen die beiden Frauen gewisse Ăhnlichkeiten auf: sie sind auf der einen Seite direkt, offen und undiplomatisch. Sie haben anderen gegenĂŒber eine sehr kritische Art, können aber bestimmte persönliche Dinge, die sie an anderen stören, schwer Ă€uĂern. Ăber Unrecht können sie sich sehr aufregen, die bekannte Reiselust ist nur bei einer Patientin vorhanden. Auf der Ebene der Allgemeinsymptome fĂ€llt auf, daĂ die beschriebene Ăberempfindlichkeit sowohl gegen Hitze als auch gegen KĂ€lte bei allen dreien fehlt. Alle drei lieben Hitze und direkte Sonnenbestrahlung, sie sind aber auf KĂ€lte mehr oder weniger empfindlich. SchweiĂprobleme hatte nur eine der Patientinnen, dabei den Wechsel zwischen heiĂ und kalt. Die anderen beiden schwitzen eher wenig. NĂ€chtlicher SpeichelfluĂ tritt auch nur bei der 2. Patientin gelegentlich auf. Der mĂ€nnliche Patient hatte auĂer auf der Traumebene kaum Gemeinsamkeiten mit den beiden Patientinnen.
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Zum AbschluĂ ein Vorschlag fĂŒr einige Rubriken, in denen Merkur (bei weiterer BestĂ€tigung) nachgetragen werden könnte: indignation (2 Patienten), abrupt (2 Patienten), sympathy (3 Patienten), cares for others (2 Patienten), sympathy towards animals (1 Patient)
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Summary
This article presents the cases of three very different persons - different in their symptomatology, their character, their way to behave and to present themselves - but they all needed Mercurius solubilis and reacted well to it. They had one similar layer, where they seemed really close to each other: the sphere of the dreams. A special mixture of criminal activities, murder, dead bodies, deadly accidents were common together with an emotional state combined of fear and a feeling of being forsaken.
KEY-WORDS: The State of Dreams in Mercurius solubilis
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Literaturverzeichnis
ALFONS GEUKENS: âHomöopathische Praxis" Teil 3. VZW Centrum voor Homoeopathie, Hechtel/Belgien, 1991, erhĂ€ltlich im U. Burgdorf Verlag
MISHA NORLAND: âSaddam Hussein and Mercurius" in âHomoeopathic Links" 3/91
RADAR Computer Software: Synthesis 4.0. Archibel Medical Software, 73 Rue de Pourrain, 5330 Assesse/Belgien, 1993
TINUS SMITS: âPractical Materia Medica for the Consulting Room". Eigenverlag, Vincent van Goghlaan 6, 5581 Jm Waalre/Holland, 1993
HORST BARTHEL: Synthetisches Repertorium Bd. 1, 3. Auflage, Haug Verlag, Heidelberg 1987
JULIUS MEZGER: âGesichtete homöopathische Arzneimittellehre", Band 2, Haug Verlag, Heidelberg 1988
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Der Autor: Reinhard Flick wurde 1954 in Ăsterreich geboren und startete 1985 seine Privatordination in Wien. Schon in der Studienzeit begann er sich fĂŒr KomplementĂ€rmedizin zu interessieren. Auch in seiner Praxis setzte er deshalb die Schwerpunkte darauf den ganzen Menschen mit den Methoden Homöopathie, Akupunktur und Mayr-Kuren zu behandeln. Flick wurde bekannt durch zahlreiche Publikationen in homöopathischen Journalen im In- und Ausland.
Hydrargyrum oxydulatum nigrum, Hydrargyrum oxydulatum nitricoammon., Mercurius solubilis, Quecksilberoxyd, schwarzes, Mercurius solubilis Hahnemanni BESTELLEN BEI REMEDIA