Hypericum perforatum - Johanniskraut
Johanniskraut wird schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze verwendet. Schon Paracelsus erkannte die Sonnensignatur der Blüte. Mittlerweile ist auch pharmakologisch nachgewiesen, dass Johanniskraut als stimmungsaufhellende Pflanze Sonnenschein in unser Leben bringen kann.
Ihren Namen hat die Pflanze von Johannes dem Täufer, da sie in den Sommermonaten Juni bis August blüht und der Johannistag am 24. Juni gefeiert wird. Auch ihre Bezeichnung im englischen Sprachraum, St. John´s wort bezieht sich auf den Heiligen Johannes.
Das Echte Johanniskraut ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die abhängig vom Standort Wuchshöhen von 15 bis 100 Zentimetern erreicht. Die bis zu 50 Zentimeter tief reichenden Wurzeln sind spindelförmig, der aufrechte, zweikantige Stängel ist innen markig ausgefüllt. Dadurch und durch die buschige Verzweigung im oberen Bereich unterscheidet sich das Echte Johanniskraut von anderen Johanniskraut Arten.
Vorkommen und Anbau
Das echte Johanniskraut (Hypericum perforatum), volkstümlich auch Hergottsblut oder Hartheu genannt, ist die in Europa am weitesten verbreitet Art der Gattung Hypericum. Es ist in Europa, Westasien und Nordafrika heimisch. Eingebürgert wurde es in Ostasien, Nord- und Südamerika und in Australien.
Johanniskraut wächst in tiefen bis mittleren Höhenlagen in Gebüschen, an Waldrändern, Wegen und Böschungen, in Magerwiesen und -rasen, in Ginster- und Heidekrautheiden, in Brachen und Waldlichtungen. Auch wenn es nicht zum Hauptnahrungsmittel von Wildtieren gehört, wird es gerne bei Beschwerden gefressen.
Johanniskraut wird aufgrund seiner Verwendung als Heilkraut auch landwirtschaftlich angebaut und ein bis zweimal jährlich geerntet. Knospen, Blüten und Zweigspitzen finden Verwendung.
Nachgewiesene Inhaltsstoffe von Hypericum perforatum
Beim Zerreiben der Knospen tritt das „Blut des heiligen Johannes“ – Hypericin aus. Johanniskraut guter Qualität enthält durchschnittlich 0,1–0,15 % gesamt-Hypericine, welche vor allem in den Exkretblättern der Blüten und Knospen angesiedelt sind. Diese setzen sich aus durchschnittlich 0,2–0,3 % Hypericin, Pseudohypericin und ähnlichen Substanzen zusammen. Für die Wirksamkeit sind des Weiteren 2–4 % Flavonoide und Bioflavone verantwortlich. Auch das antibiotisch wirksame Hyperforin und Adhyperforin in den Blüten (2%) und Früchten (4%) wurde nachgewiesen.
Johanniskraut ist im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzen außerordentlich gut erforscht.
Medizinische Anwendung von Johanneskraut
Äußerlich kann ein Ölauszug aus Johanniskraut bei Gicht, Rheuma, zur Schmerzlinderung nach Verrenkungen oder bei Hexenschuss angewandt werden. Da es entzündungshemmend wirkt, kann Johanniskraut auch zur besseren Wundheilung eingesetzt werden, und auch Blutergüsse und Gürtelrose versprechen nach einer Behandlung mit einem Ölauszug rasche Heilung. Genauso kann die Öl-Essenz aber bei Sonnenbrand und Verbrennungen eingesetzt werden.
Das Johanniskrautöl (auch Rotöl genannt) gewinnt man durch einen Vorgang, den man Mazeration nennt. Dazu werden Blüten in einem Glas gesammelt, mit Oliven- oder Sonnenblumenöl aufgegossen und zwei Monate lang in die Sonne gestellt. Ab und zu muss das Glas geschüttelt werden.
In der Volksmedizin wird Johanniskraut als Tee bei Menstruationsbeschwerden und Wechseljahrbeschwerden getrunken. Außerdem soll er die Stimmung aufhellen und Migräne lindern. Gemischt mit Lavendel oder Orangenblüten kann Johanniskrauttee Schlafstörungen und Nervosität lindern.
Vor allem wird Johanniskraut aber gegen Depressionen eingenommen. Dem Hauptwirkstoff Hypericin wird eine spezielle Wirkung als Antidepressivum zugeschrieben.
Johanniskraut Nebenwirkungen
Obwohl Johanniskraut-Arzneimittel gut verträglich sind, können diese zu potenten Präparaten verarbeitet werden und andere Arzneimittel beeinträchtigen. Johanniskraut reduziert zum Beispiel die Wirkung von Blutdrucksenkenden Mitteln und kann die Wirkung der Anti-Baby-Pille und anderer hormoneller Verhütungsmittel beeinträchtigen. Auch Wechselwirkungen mit manchen AIDS-Präparaten, Antibiotika oder Antidepressiva sind bekannt.
Im Zweifel sollte ein Arzt oder Apotheker zu Rate gezogen werden, damit keine unerwünschten Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln auftreten.
Anwendung in der Homöopathie: Hypericum – das Arnica der Nerven
In der Homöopathie wird Hypericum vor allem bei Schmerzen, besonders Nervenschmerzen eingesetzt. Auslöser dafür sind meist Verletzungen, Wunden, Schreck. Eine klassische Indikation ist der Schmerz bei der Quetschung eines Fingers, weshalb Hypericum meist auch in einer Kinder- und Hausapotheke zu finden ist.
Hier einige Beispiele für die Einsatzgebiete von Hypericum
- Verletzungen nervenreicher Körperteile wie Handflächen, Fußsohlen, Zunge, Augen, Genitalien (bitte nicht auf eine ärztliche Versorgung vergessen)
- gequetschter Finger
- Zahnverletzungen, Zahnwurzelentzündungen, nach Zahnbehandlungen
- Schmerzen bei Nervenentzündungen, auch bei Gürtelrose
- Schmerzen, die entlang der umgebenden Nerven ausstrahlen (Ischias- und Bandscheibenbeschwerden)
- jegliche Schmerzen im Bereich der Nerven
- stark stechende, schießende Schmerzen
- Ameisenkribbeln der betroffenen Stelle
- nach Operationen zur Regeneration beteiligter Nerven
- bei unruhigen Beinen, Polyneuropathie, Taubheitsgefühl
- bei Knochenbrüchen, Knochenverletzungen
- bei Narben und Narbenschmerzen
- bei Gehirnerschütterung, wenn trotz Arnica Schmerzen bleiben (nach Abklärung durch den Arzt)
- Verletzung am Steißbein, z.B. nach Sturz
Anwendung Hypericum Globuli
Für die Selbstbehandlung kommen niedrige Potenzen wie C oder D6 3 Mal täglich bis C/D 12, 1 bis 2 Mal täglich, in Frage.
Höhere Potenzen sollten wie bei allen Arzneien nur auf Empfehlung eines erfahrenen Therapeuten angewandt werden. Sollte sich die gewünschte Besserung nicht einstellen ist ebenfalls ein Arzt hinzuzuziehen.
Autoren: Mag. Birgit Bauer, Mag. pharm Barbara Tell (Remedia)
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