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Calcarea calcinata

Calcarea calcinata
Kasuistik von L.H. Keay

Eine historische Warzen-Arznei
von H. Retzek

In E.P. Anshutz „New, Old and Forgotten Remedies" finden sich einige interessante Fallschilderungen, wonach L.H. Keay und J.H. Clarke „Calcarea calcinata" sehr wirkungsvoll gegen Warzen befunden hatten. Die Arznei wurde aus gebrannten Austernschalen hergestellt und bestand somit größtenteils aus gebranntem Kalk (Calciumoxid), welcher sich nach Versetzen mit Wasser in Calcium causticum (Calciumhydroxid) umwandelt.

L.H. Keay schreibt in diesem Artikel:
„Ich lege eine Probe von Calcarea calcinata bei, vor einigen Jahren hergestellt und zwar: die Schalen zerkleinert, in eine Glühschale packen und auf hellroter Glut ungefähr 30 Minuten halten, abkühlen lassen, dann in einer Reibschale zerreiben. Ich glaube es liegt näher bei Calcium als bei Calcium carbonicum. Sehr scharf. Schmeckt wie Kalium carbonicum.

Die Geschichte: In meiner Jugend war meine Hand mit kleinen, flache, glatten, feuchten Warzen bedeckt. Sie blieben über Jahre und trotz Einsatz verschiedenster Mittel - Rhus toxicodendron, Thuja, Calcium carbonicum und sogar Beschwörung und Aberglauben. Sie verbreiteten sich schließlich so sehr, dass ich im Alter von 21-22 Jahren an beiden Händen 450 Warzen zählen konnte. Einige auf den Knöcheln sprangen auf und waren sehr schmerzhaft. Da kam mir die Idee es mit Kalk-Wasser aus Austernschalen zu versuchen. Ich trocknete und brannte einige im Küchenfeuer, warf eine in eine Pinte (3/4l) Wasser und nahm einen Teelöffel nach jeder Mahlzeit. Nach 2 Wochen waren alle Warzen verschwunden und sind nie mehr zurückgekehrt. Das ist jetzt über 30 Jahre her. Während dieser Zeit habe ich ähnliche Auswüchse an den Händen vieler meiner Schüler beobachtet und ihnen einiges von dem Mittel 1x (D1) oder 1 (C1) zum Ausprobieren gegeben und es hat mich nie im Stich gelassen, außer ein oder zweimal, als ich dabei an der „Blumenkohl"-Art experimentierte, für die es nutzlos erscheint. Rhus toxicodendron oder Thuja sind da viel besser. Mir ist sonst nichts besonderes dabei aufgefallen; außer vielleicht, dass, wenn man es zu stark verabreicht es mehr oder weniger Durchfall erzeugt, durch Reizung der Schleimhaut, stelle ich mir vor. Einmal mehr möchte ich ihnen für ihre Freundlichkeit danken, mit besten Grüßen, L.H. Keay." (2. April 1912)

J.H. Clarke experimentierte daraufhin ebenfalls mit dieser Arznei und fand die Indikationsstellung Keays bestätigt:

„Mr. Keay´s Probe von Calcarea calcinata habe ich an die Herren Epps weitergeleitet, die für mich Verdünnungen bereitet haben. Davon habe ich nur die 3x Trituration in 8 Gran Dosen eingesetzt (D3, Dosis 450mg), und konnte bei vielen Gelegenheiten Mr. Keays Indikationen bestätigen. Ich bin ihm ausgesprochen dankbar dafür mir eine neue Waffe mit klarer, starker und breiter Indikation in die Hand gegeben zu haben.

Hier einige meiner Fälle:

(1) Eine junge Dame, Schulbesucherin, in England; kräftig und von guter allgemeiner Gesundheit aber mit einem gewissen sykotischen Einschlag, wurde über lange Zeit sehr von unansehnlichen Warzen an den Händen äußerst geplagt. Ich könnte nicht behaupten, dass irgendeines der Mittel, die ich verschrieben hatte eine wirkliche Verbesserung bewirkt hätte. Im Juni 1912 verschrieb ich Calcarea calcinata, 3x, 8 Gran zur Bettzeit einzunehmen. Sofort kam die Veränderung zum Besseren. Die Warzen brachen auf und waren in wenigen Wochen verschwunden.

(2) Ein Junge, 9, hatte eine Warze auf einem seiner Finger, die dem ausgezeichneten lokalem Homöopathen lange Zeit widerstand. Calcarea calcinata, in der selben Arte eingesetzt, klärte den Fall bald.

(3) Frau B. hatte eine störende Warze nahe beim Nagel ihres Zeigefingers. Calcarea calcinata 3x zur Bettzeit räumt bald mit dieser Erscheinung auf.

 

Um es einmal auszusprechen: mein Vertrauen in Calcarea calcinata als Warzen-Mittel ist so groß, dass immer dann, wenn Warzen als führendes Merkmal hervorstechen, ich mich einfach nicht mehr mit der Jagd nach dem Simillimum abplage, bevor ich Calcarea calcinata eine Gelegenheit eingeräumt habe, zu zeigen, was es kann. Es lässt mich kaum im Stich und meine Dankbarkeit an Mr. Keay wird dabei jedesmal erneuert." (16. Dez 1914)

 

E.P. Anshutz. New old and forgotten Remedies
Wiederauflage in Indian Books & Periodicals Syndicate, New Delhi
Übersetzung: Helmut Retzek, Gablenzgasse 17/24/25, A-1150 Wien